Oder: Wie ich als HSP durch The Work of Byron Katie neu leben lernte.
Seit ca. 10 Jahren weiß ich, dass ich zu den Menschen gehöre, die als hochsensibel bezeichnet werden. Zu 100% laut HSP - Test.
Was für eine Befreiung, ein Erkennen, dass es andere wie mich gibt und ich kein Alien bin, vielleicht ja zu einer Gruppe gehöre. PUH!
Auch wenn es anders scheint, es gibt viele von uns.
Nachdem mir die Dimension deutlich war, machte ich mich auf die Suche nach Gleichgesinnten. Ich wollte Austausch, Verständnis und endlich einmal das Gefühl von Zugehörigkeit. Also ran an den PC und Recherche. Gefunden hab ich eine Selbsthilfegruppe in meiner Stadt. Ich rief den Kontakt an und, was soll ich sagen? Selten habe ich solch ein leichtes Telefont geführt. Kein Erklären, Erläutern oder gar Missverstehen. Ein angenehmer, tiefer Gesprächsfluss. Herrlich! Seufz!
Nächster Schritt: Hingehen!
Unter Menschen zu sein, bei denen ich so sein kann wie ich bin, war für mich eine ziemlich neue Erfahrung. Heute weiß ich, dass es für mich essenziell ist um glücklich zu sein. Alles andere strengt mich an. Es entspricht mir nicht. Also ging ich in die Gruppe. Etwa 10 Menschen, die sich jede Woche 1x treffen. Ich fühlte mich angenommen und wohl.
Soweit so gut. Aber...
Irgendwann drehten wir uns im Kreis. Ein: "Die böse Welt da draußen und wir armen Hochsensiblen" entstand. Bei jedem Treffen berichtete jemand, was wahlweise ein Kollege, ein Partner, die Eltern schlimmes getan hatten. Etwas, was sie daran hindert ein glückliches Leben zu führen. Jemand der an der eigenen Misere Schuld ist. Diese Denke war und ist absolut nicht meine. Ich war bereits Coach, also wo sind die Lösungen? Wie ist Veränderung möglich? Was kann ich tun!
Ich wollte nie ein Opfer sein.
All meine Versuche mit den anderen in diese Richtung zu gehen liefen ins Leere.
Das: "Wir armen Hochsensiblen" wurde genährt und zelebriert. Ich ging. Und es war ok.
Mein Leben ist immer für mich, nie gegen mich (Byron Katie).
Schon 2001 war mir The Work of Byron Katie begegnet und hatte Spuren - ja sogar tiefe Rillen - in meinem Leben hinterlassen. Zu hinterfragen was ich denke und glaube, zu spüren was es mit mir macht, wenn ich etwas glaube und daran festhalte, zu erleben wer ich ohne diesen Gedanken bin und wie mein Leben aussieht, durch die Umkehrungen zu einer komplett neuen, freien Sichtweise zu gelangen. Was für ein Geschenk.
Durch meine Ausbildung zum "Coach für The Work of Byron Katie" (VTW) tauchte ich tiefer ein, verstand und konnte durch das Training immer leichter zu mir kommen. Dort bleiben! Ich verstand die Wurzel von Leid und erkannte, dass ich mich frei entscheiden kann. Jede meiner Zellen, vor allem mein HSP-Anteil, jubelte. Anfangs war es fast wie ein Rausch, inzwischen ist es mein Alltag. Leicht, klar und frei. Ich hatte ein perfektes Werkzeug gefunden (oder es mich?) mit dem ich in jedem Moment, wo immer ich auch war, egal wie dramatisch es auch sein mochte, zu mir zurück kommen konnte. Stress und Anstrengung verschwanden, Frieden und Freiheit zogen ein. Mein Leben war neu!
Mir ist leicht mal alles zu viel.
Als hochsensibler Mensch nehmen wir extrem viel aus dem Außen auf. Wir erleben eine Reizüberflutung, ein "zu viel". Geräusche, Gerüche, Gefühle, Gedanken. Das strengt uns an, schwächt uns und kann unseren Alltag, unser Leben massiv beeinträchtigen. So sehr, dass wir in einem Burnout landen, krank werden. Ein normales Leben ist dann unmöglich. Wir ziehen uns zurück, versuchen wieder zu Kräften zu kommen oder resignieren und ziehen uns komplett zurück. Auch darunter leiden wir.
Abgrenzen funktioniert nicht für Hochsensible.
Sich abzugrenzen, dicht zu machen und hochsensibel sein schließt sich logischerweise aus. Habe ich eine genetische Voraussetzung, kann ich nur etwas grundlegend ändern, wenn sich die genetische Voraussetzung ändert. Und ja inzwischen wissen wir, dank der Epigenetik, dass dies durchaus machbar ist.
Abgenzung ändert nichts. Änderung bleibt unmöglich - Ergo Abgrenzung ist unmöglich.
Abgrenzung macht einsam.
Als Hochsensible profitieren wir von einem harmonischen Miteinander. Es ist uns ein Herzensbedürfnis. Ein tiefer Austausch, philosophische Ansätze, mitgefühlte Emotionen und das Gefühl des WIR, sind unser Lebenselexier. Ob uns das bewußt ist oder nicht, ist dabei unerheblich. Und ja, wir sind auch gern allein und wirklich gut darin. Wir sind meistens beides.
Bei dem anderen aber nicht du.
Empathie, Mitgefühl, ist ein großes Geschenk, eine Gabe die besonders oft und ausgepräcgt bei HS zu finden ist. Und das ist wunderbar. Da wir oft in sozialen Berufen unterwegs sind, werden wir durch unser HS -System bestens dabei unterstützt, uns in andere einzufühlen und zu ahnen wie sich sich fühlen. Auch bei meiner Arbeit kann ich mich darauf verlassen. Dumm nur, wenn es zu unserem wird, wir das Leid anderer mit nach Hause nehmen, selbst durchleben und nicht mehr loswerden können. Schnell wird dann Emphatie zu Mitleid. Mitleid beschwert unser Leben, macht es noch anstrengender. Sehr ungut!
In deinen eigenen Angelegenheiten bleiben.
Ich kann nur drei Arten von Angelegenheiten im Universum finden: Meine, Deine und Gottes. (Für mich bedeutet das Wort "Gott" Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist Gott, weil sie herrscht. Alles was außerhalb meiner oder deiner Kontrolle oder der Kontrolle von irgend jemand sonst liegt, nenne ich Gottes Angelegenheit).
Ein großer Teil unseres Stresses kommt daher, dass wir uns gedanklich außerhalb unserer eigenen Angelegenheiten befinden. Wenn ich gedanklich in deinen oder Gottes Angelegenheiten bin, dann bewirkt das Trennung. Das habe ich Anfang 1986 bemerkt. Und ich erkannte, dass ich mich jedes Mal in meinem Leben, wenn ich mich verletzt oder einsam fühlte, in den Angelegenheiten eines anderen befand.
Wenn du die drei Arten von Angelegenheiten genug verstehst, um in deinen eigenen Angelegenheiten zu bleiben, könnte dies dein Leben auf eine Art befreien, die du dir noch nicht mal vorstellen kannst. Frag dich das nächste Mal, wenn du Stress oder Unbehagen spürst, in wessen Angelegenheiten du dich gedanklich befindest.
Diese Frage kann dich zu dir selbst zurück bringen. Allein zu bemerken, dass du dich in den Angelegenheiten einer anderen Person oder Gottes, kann dich zu deinem eigenen wundervollen Selbst zurückbringen. [Aus: "The Work of Byron Katie", eine Einführung]
So zu denken ist neu, ungewohnt und erstmal merkwürdig.
Für andere mitzudenken, zu wissen was mein Gegenüber braucht, zu erkennen, was andere glücklich macht, altruistisch zu sein, all das gilt in unserer Gesellschaft als gut. Als fürsorglich und liebevoll. Tatsächlich ist es ein vor allem weibliches, immer mehr auch männliches, Ideal. Und für HSP die Hölle. Wir verlieren uns, wir lassen uns permanent allein und wundern uns dann wenn es uns schlecht geht. Gelernt haben wir obendrein, dass dann auch noch der andere Schuld sein kann an unserem Leid. Oh je!
Selbstliebe gilt leider noch immer als Egoismus.
Wie könnte ich dich lieben, wenn ich mich selbst nicht leibe. Wie könnte ich für dich da sein oder dir zeigen wie das geht als Coach, wenn ich selbst nicht in mir "zu Hause" bin? Wie könnte jemand glücklich und stark sein, der sich selbst und seine Bedürfnisse verleugnet?
Durch The Work zu mehr Klarheit.
In wessen Angelegenheit bin ich? Ist das wahr, was ich gerade glaube? Vor allem das, was ich meine, was andere über mich glauben. Wenn ich die scheinbare Unachtsamkeit meiner Mitmenschen als Angriff interpretiere. Meinen Partner als lieblos empfinde und will, dass er/sie sich/etwas ändert. Wenn ich erwarte, dass Rücksicht genommen und mir mit Verständnis begegnet wird. Willkommen in einer privaten, selbst erschaffenen Hölle.
Glaubenssätze meditativ hinterfragen,
eigene Anteile erkennen,
meine innere Wahrheit entdecken,
stressvolle Gedanken identifizieren,
schwierige Beziehungen klären,
(ur-)alte Themen lösen,
anders denken und kommunizieren lernen,
Selbstfürsorge,
Klarheit,
Leichtigkeit,
ein einfacherer Zugang zur Freude,
uvm.
All das und noch soo viel mehr, das sind die riesen Geschenke, die The Work für uns bereit hält. Auspacken dürfen WIR sie! Sich dafür Hilfe zu holen ist klug, zumindest solange bis du alleine weiter kannst. Auch auf FB gibt es einige Gruppen. The Work ist immer da, kostenlos in der Basis, international und komplett kompatibel mit allen Weltanschauungen und Religionen.
The Work ist ein rasiermesserscharfes Schwert, welches das Trugbild durchtrennt und dir ermöglicht die zeitlose Essenz deines Seins selbst zu erkennen.
Eckhart Tolle
Durch "The Work" anders kommunizieren lernen.
Ich habe ein Bedürfnis? Ich benenne es! Ich fühle mich überfordert, unwohl, nicht gehört oder gesehen? Ich äußere es. Durch The Work erkannte ich, dass es absolut unklug ist von anderen etwas zu erwarten. Ich möchte etwas? Ich bin diejenige, die dafür sorgt, dass ich es bekomme. Das ist mein Job, nur meiner. Deiner ist es dafür zu sorgen, dass es dir gut geht.
Freiheit, Eigenverantwortung und Selbstliebe sind die automatische Folge.
Ich kann mich darauf verlassen, dass du mir sagst was du möchtest. Du bist erwachsen und selbstbestimmt. Warum sollte ich mich fragen? Frage ich doch lieber dich. Dann schaue ich wie ich reagieren möchte. Aus absoluter Freiheit zu reagieren und dir etwas zu geben, was dich glücklich macht, macht mich selbst unendlich glücklich. Klarheit. Wie wunderbar. Beide glücklich!
Zu glauben, was du wollen oder brauchen könntest, dann zu agieren, zu hoffen dass es passt und die Befürchtung zu haben es könnte falsch sein, ist die totale, gelebte Verwirrung. Einer glücklich (du), einer unglücklich (ich). Blöd.
Resümee
Durch "The Work" lernte ich bei mir zu bleiben, egal was im Außen geschieht. Ich bin jederzeit in der Lage aus stressvollen Situationen/Gedanken auszusteigen und innerlich wieder still zu werden. Die Fähigkeit zur Klarheit ersetzt dir durch Verwirrung erzeugte Anstrengung. Das spart Energie. Verschwindet die Verwirrung, fliesst Liebe. Freude, Liebe, freies Mitgefühl sind meine Natur. So nutze ich meine Hochsensibilität als das, was sie wirklich ist. Ein Geschenk, eine echte Superpower.
Durch Selbstbetrachtung - zu Selbstbewusstsein - zur Selbstliebe.
Nur wenn ich weiß, was ich brauche, was mir wann zu viel wird, was mir gut tut, wer ich bin und nicht bin, dann kann ich gut auf mich aufpassen, nach außen kommunizieren und selbstbewusst sein. Das heraus zu finden ist mein Job, der Job eines Jeden. Nicht nur von HSP. Solange wir erwarten, dass andere meinen Job machen herrscht tiefe Verwirrung. Weltweit!
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