Ich krieg die Krise. Ich stecke in einer Krise. Wir alle haben doch so etwas schon gedacht, gefühlt, erlebt oder kennen mindestens einen Menschen, der gerade eine Krise durchlebt. Wir kennen Midlife Crisis, Klimakrise und Coronakrise sowieso. Krise ist ein Modewort geworden. Wir haben keine Probleme, Zweifel oder Ängste, wir haben Krisen.
Im allgemeinen Sprachgebrauch meinen wir heute Krise wenn:
Es uns körperlich und/oder mental schlecht geht.
Wir etwas nicht bewältigen können.
Etwas nicht so läuft wie wir wollen.
Wir keine Perspektive haben.
Lösungen unmöglich erscheinen.
Die ursprüngliche Bedeutung war jedoch eine Andere. Eine Krise [ griech. Krisis = Entscheidung, entscheidende Wendung, Sichtung]
beschrieb eine Lage, Situation oder Zeit, die einen Höhe- und Wendepunkt einer schwierigen Entwicklung darstellt. Wichtig ist hierbei der Höhe- und Wendepunkt.
Also ein Punkt. Keine langwierige Phase, kein unendlicher Dauerzustand.
Wie fühlt sich eine Sinn Krise an?
Leer, gelangweilt, perspektivlos, gelähmt, müde, freudlos. Aufstehen wird zur Hölle, und „Wofür eigentlich?“ ist unser stetiger Begleiter. „Hat doch eh keinen Sinn“, „Ich schaffe das nicht“, „Ich bin nicht gut genug“, sind unsere tiefsten Überzeugungen. Wir fühlen uns minderwertig, ohnmächtig, sind antriebslos, wollen uns verkriechen und hoffen, dass es irgendwann von allein vorbei geht. Wir verlieren jeglichen Kontakt zur Realität, oft auch zur Umwelt und zu Freunden und Verwandten. Auswege und Lösungen zu finden scheint unmöglich. Wir stecken fest.
Wie Sinn Krisen entstehen.
Eine Sinn Krise entsteht, wenn wir keinen Sinn erkennen, glauben es gäbe gar keinen oder einen „falschen“ Sinn einsetzen. Das kann im Job sein, in Beziehungen und ganz allgemein im Leben.
Interessant ist dabei, dass Sinn Krisen oft mit einem unguten Gefühl beginnen, das wir aber super ignorieren, verleugnen, unter den Teppich kehren können. Sie werden dann schleichend stärker und drängender. Unser Umfeld bekommt selten etwas davon mit, wir zeigen uns damit ja nicht. Zumindest so lange, bis es gar nicht mehr anders geht. Sinn Krisen sind schlicht und einfach uncool, die haben wir nicht zu haben. Und wenn sie dann doch auftauchen, behalten wir das tunlichst für uns. Ziele stecken und zielstrebig voran gehen, immer wissen was wir wollen. Selbstoptimierung: Das ist in. Yes! Chacka!
Tja und dann merken wir: Upps, da stimmt doch irgendwas nicht und wir wissen nicht was tun. Wir überspielen, verstecken, setzen Masken auf, tun so als ob. Immer mit der Angst vor Entdeckung. In uns läuft der Film von versagen jedoch weiter und erschafft eine düstere Zukunft. Und irgendwann sind wir felsenfest und zu 100% überzeugt, dass es schlimm kommen wird. Zweifel? Es gibt keine mehr. Wir haben uns selbst überzeugt Recht zu haben. Was wir jedoch nicht bemerken und auch leider nie gelernt haben ist:
Glaub nicht alles, was du denkst!
Denn das Desaster beginnt ja zunächst in unserem Kopf. Wir spielen Szenen durch, zelebrieren unsere Untergangsgeschichten und „wissen“, dass es genau so bereits ist oder sicher kommen wird. Wir sind im Tunnel.
Vier Tipps, die dir helfen können:
Tipp 1: Atmen: Die perfekte Notbremse in akuten Notlagen.
Leg dich auf den Rücken, im Bett oder auf den Boden.
Leg eine oder beide Hände flach auf deinen Bauch.
Atme nun so in den unteren Bauch, dass er sich beim Einatmen hebt und beim Ausatmen wieder senkt.
Strecke ihn nicht aus, zieh ihn nicht ein.
Konzentriere dich komplett darauf.
Schweifst du ab, bleibe freundlich zu dir, beginne von Vorne.
Lass dich vom Atem führen.
Atme durch die Nase ein und durch den Mund aus.
Praktiziere so lange, bis du ruhiger bist.
Warum das funktioniert?
Die Bauchatmung kennt unsere Körper noch aus Höhlenzeiten. Damals haben wir in den Bauch geatmet, wenn wir uns sicher fühlten, entspannt und locker waren.
Diese „Ur-Erinnerung“ ist noch in unserem System gespeichert. Und sie funktioniert in beide Richtungen. Atmen wir heute bewusst in den Bauch, bekommt unser Gehirn automatisch die Information: Alles okay, du bist sicher, du darfst entspannen. Genial oder?
Übrigens haben wir die Brustatmung zu Höhlenzeiten genutzt, um schnell sehr viel Sauerstoff zur Verfügung zu haben. Den brauchten wir bei der Jagd und auf der Flucht. So wurde viel Adrenalin freigesetzt, also Stress pur. Die Meisten von uns atmen heute unbewusst in den oberen Brustkorb und signalisieren ihrem Gehirn so permanent: Gefahr! Flieh! Auweia!
Tipp 2: Die Fokusverschiebung: Um nicht gleich wieder hoch zu fahren.
Fragen die dabei helfen sind:
Sitze, stehe oder liege ich?
Wie atme ich? Schnell, langsam, tief, flach?
Habe ich Hunger oder Durst?
Ist mir warm oder kalt?
Was braucht mein Körper gerade?
Wo und wie ist mein Herzschlag?
Warum das funktioniert?
Unser Gehirn ist so programmiert, dass es Antworten finden will. Das passiert ganz automatisch, wir können uns dem nicht entziehen. No Chance. Stellen wir uns konkrete Fragen, macht sich unser Verstand sofort auf die Suche. Das ist sein Job. Da es ihm unmöglich ist gleichzeitig in Gedankenkreiseln zu sein und Antworten zu finden, switcht er um. Weg vom Kreiseln - hin zum Suchen.
Tipp 3: Der glasklare Realitäts-Check: Deine langfristige Unterstützung.
Fragen wie:
Was ist jetzt, in dieser Sekunde Realität?
Jetzt?
Und Jetzt?
Ist es wahr, dass…..?
Kann ich absolut sicher sein dass……?
Warum das funktioniert?
Um jetzt dran zu bleiben, kann auch neben direkter Hilfe, eine Technik oder Methode unterstützend sein. Denn lassen wir unseren Gedanken jetzt wieder freien Lauf, landen sie genau dort, wo sie herkamen.
Mir helfen vier „magische“ Fragen, The Work of Byron Katie, auch IBSR genannt. Eine Möglichkeit in Zeitlupe und meditativ zu untersuchen was geschieht, wenn ich einen bestimmten Gedanken glaube und was, wenn ich ihn nicht denken kann. Meine eingefahrenen, stressigen Glaubenssätze werden hinterfragt, alte Synapsen gekappt. Durch die Umkehrungen finde ich Beispiele, die mir ein sofortiges Umdenken ermöglichen. Neue, frische Synapsen werden geschlossen. Erkenntnis, Bewusstheit und Klarheit sind die Folge. Denke ich anders, verändert sich meine Realität.
Wir sprechen von der Brille die wir aufhaben und durch die wir unsere Realität wahrnehmen. Nein ich meine nicht die rosa Brille, das ist eine andere Geschichte.
Tipp 4: Beuge vor: Werde Sinn - Finder.
Fragen, die normal sind für uns Menschen:
Wer bin ich?
Wer bin ich nicht?
Was will ich leben?
Was kann ich?
Warum bin ich hier?
Was ist der Sinn des Lebens?
Warum das funktioniert?
Fragen nach einem Sinn sind so alt wie die Menschheit selbst. Und wohl nur uns Menschen möglich. Früher wurde unser Dasein einem göttlichen Ursprung zugeschrieben. Uns wurde klar gesagt was richtig und was falsch ist. Unser Bestreben war es also, ja alles richtig zu machen, um nicht in der Hölle zu landen.
Okay, diese Geschichte wird in dieser krassen Form heute nur noch sehr selten geglaubt. Geblieben ist uns aber die Sinnfrage. Neue, moderne Antworten dürfen nun ganz individuell entdeckt werden. Soweit - so gut. Finden wir jedoch jetzt keine passenden Antworten, wird es schwer. Rumms, die Sinn Krise ist da.
Und nun?
Finden wir unsere Antworten, ist alles gut, wir brauchen keine Krise. Das aller, aller, aller Beste daran ist für mich: unsere Antworten dürfen schlicht, leicht und selbst-erheiternd sein. Hauptsache, sie passen zu uns. Wir können spüren, wenn wir unsere individuellen Antworten, unseren persönlichen Sinn gefunden haben. Dann taucht eine tiefe, leise, fast kindliche Freude in uns auf, ein zartes, inneres Lachen und wir beginnen zu strahlen.
Klingt recht einfach, ist aber nicht ganz ohne.
Einen Sinn zu finden scheint uns erstmal eine fast unmögliche Aufgabe, die zusätzlich zu unserem Alltag nicht zu bewältigen ist. Sinnsuche ist: Philosophisch, groß, mystisch, spirituell, esoterisch, irgendwie abgehoben und weltfremd. Dafür müssten wir Mönch, Nonne, Yogis oder Yoginis werden. Ein Sabbatjahr nehmen oder besser gleich kündigen. Normale Menschen können sowas nicht. Und das Angebot an Hilfe in Form von Seminaren, Kursen und Büchern ist so riesig und unübersichtlich. Da finden wir uns ja nie zurecht, außerdem kostet es eine Menge Zeit und Geld. Puh!
Aber was, wenn es doch leichter ist, als wir alle glauben?
Wenn:
Der Sinn von etwas gar nicht im Ergebnis, sondern im Prozess selbst liegt.
Es nicht darum geht was wir werden oder erreichen, sondern darum, was wir tun und wer wir sind.
Wir schon längst in jedem Moment unseren Sinn leben und es nur nicht erkennen.
Was, wenn der Körper dazu da wäre Erfahrungen zu machen und der Mind/Geist dazu, diese Erfahrungen wahrzunehmen, zu speichern und in wunderbare Geschichten zu packen. Wenn die Bewertung GUT > SCHLECHT - RICHTIG > FALSCH wegfällt und es darum geht, zu durch-leben. Nicht darum ein immer besserer Mensch zu werden und sich, den Körper, die Kinder, das Umfeld ständig zu optimieren. Nicht höher, schneller, weiter - sondern lebe, liebe, lache. Und auch fluche, wüte, weine. Und beides absolut und kompromislos gleich gut ist. Wenn also der Sinn morgens aufzustehen darin liegt morgens aufzustehen. Punkt!
Du brauchst mehr? Mehr Sinn?
Okay! Solange du dich selbst vor lauter Sinnsuche nicht aus den Augen verlierst und weißt, dass auch das "Just another Story" ist, prima.
Ich behaupte, dass dein System (das relativ egofreie du) genau weiß warum und wozu. Und ich glaube auch, dass wir uns langfristig nie selbst belügen können ohne Konsequenzen oder Ausweichshandlungen wie TV, Alkohol, Essen, Kaufen etc.
Wenn ich mich also, statt im Außen zu suchen, nach innen wende. Wenn ich mit meinem System, meiner inneren Weisheit in Kontakt gehe und erkenne und umsetze, was ich brauche? Dann kehrt Frieden ein. Innen und Außen. Wir werden frei, klar und entspannt glücklich. Und genau dann hat er eine echte Chance aufzutauchen, aus uns heraus, unser ganz persönlicher Lebens Sinn.
Kann das wirklich so einfach sein? Ich behaupte mal frech JA!
Und wie kommen wir da hin?
Wollen wir im Sport etwas erreichen - einen Marathon laufen - fangen wir eher gemächlich an und steigern dann moderat die Einheiten. Logisch, oder? Wir wissen, dass es gut ist täglich dran zu bleiben. Lassen wir es schleifen, fällt es schwer aufzuholen. Setzen wir länger aus, beginnen wir wieder fast bei null.
Tägliches trainieren im "Jetzt" zu sein, in jedem Moment dran zu bleiben wenn der Kopf sagt: "Lass bleiben, bringt nichts" oder "Schaffste eh nicht!"... darum geht es auch bei der Sinnsuche. Lauschen lernen, die passenden Fragen stellen und zuhören was aus unserem inneren Wissen auftaucht. Immer und immer wieder still werden, zur Ruhe kommen, nach innen spüren. Das war und ist auch meine Praxis. Klingt unspektakulär, hat es aber in sich.
Denn: Es geht nicht um Suchen und Finden, es geht um Fragen und warten.
Alle Antworten sind da, in uns, schon immer.
Fazit: Der Sinn des Lebens? Leben! Punkt!
Wichtiger Zusatz:
Noch Sinn Krise oder doch schon Depression?
Der Übergang ist oft verschwommen. Wenn du an einem Punkt bist:
Wo nichts mehr geht.
Du keine Motivation hast selbst etwas zu unternehmen.
Der länger anhält.
Du deine Körperhygiene oder dein Umfeld vernachlässigst.
Deine körperliche/geistige Gesundheit leidet.
Du keinen Lebenswillen mehr hast.
Dich Suizidgedanken beschäftigen.
Such bitte umgehend einen kompetenten Arzt auf um Klarheit zu bekommen.
Eine Depression hat eine andere Dimension.
Du bist es wert, Hilfe zu bekommen.
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